Bahnfilmer Poorna Yapa

Gleisgeschichten: Von Sri Lanka zum Semmering

09. 06. 2023

Der Bahnfilmer Poorna Yapa verbindet mit seiner Leidenschaft zwei Eisenbahnwelten.

Salzburg Hauptbahnhof. Inmitten der vielen Reisenden, die ein- und aussteigen oder auf ihre Züge warten, ist auch ein junger Mann, der zielstrebig zum Ende des Bahnsteigs steuert. Dort hat er die beste Aussicht auf das Geschehen und dort packt er auch seine kleine Kamera aus, um alles was hier passiert in bewegten Bildern festzuhalten.

Poorna ist Eisenbahnfilmer. Auf seinem YouTube Channel „Train Enthusiast“ hat er sage und schreibe 3570 selbstgedrehte Videos innerhalb der letzten fünf Jahre hochgeladen, mit denen er seine Eisenbahnfaszination weitergeben möchte. Fast täglich kommen welche dazu. Auffallend dabei; vor einem halben Jahr waren es noch Züge aus Sri Lanka, jetzt sind es ausschließlich Züge aus Österreich. Was ist passiert?

„Das haben mich meine Abonnenten auch gefragt“ lacht Poorna verschmitzt:“ Ich habe ihnen dann erzählt, dass ich zum Studieren nach Österreich gekommen bin. Sie haben mich bestärkt weiterzumachen, weil sie mehr von der Eisenbahn in Österreich erfahren wollten.“  An der Universität Klagenfurt macht er derzeit seinen Master in Media and Convergence Management. In seiner Heimat Sri Lanka hat es ihn schon jede freie Minute zu den Bahnhöfen und Bahnstrecken gezogen, hier in Österreich ist es nicht viel anders.

Mit dem Klimaticket quer durch Österreich

„Ich liebe das Klimaticket“, erzählt Poorna. “Es ermöglicht mir, ganz einfach in den Zug zu steigen, zu einem Bahnhof zu fahren und dort Züge zu filmen. Manchmal mache ich mir einen Plan, wo ich hinfahren will, oft breche ich aber auch ganz spontan auf. Für mich ist schon die Bahnfahrt wie eine Meditation. Da kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ich mag die großen Bahnhöfe, wo viel passiert. Aber auch die kleineren Stationen am Land interessieren mich. Da fahren zwar weniger Züge und ich muss länger warten, bis ich etwas filmen kann, aber das ist OK.“

Warten gehört für den Studenten sowieso, irgendwie zum Bahnfahren dazu. „In Sri Lanka weißt du oft nicht wo der Zug gerade ist, wenn du an einer Station wartest. Um rauszufinden, ob er noch kommt oder nicht, musst du jemanden anrufen, der an der Bahnstrecke wohnt und es vielleicht wissen könnte. In Österreich ist es leicht. Da kannst du online nachschauen oder bekommst eine Benachrichtigung auf das Handy.“ lacht er beim Vergleich.

„Überhaupt ist hier alles sauber, pünktlich und praktisch“, meint er. „Ich kann hier in den Zug steigen und zum Beispiel meine Videos, die ich aufnehme, gleich an meinem Platz am Laptop schneiden. In Sri Lanka ist das meist nicht möglich, da wackelt der Zug so stark, das geht einfach nicht.“

Zug in Landschaft Asien

© Adobe Stock / best for best

Bahnfilmer Poorna Yapa von hinten

© ÖBB / Posch

Abenteuer Eisenbahn

Es gibt aber auch einiges, dass er an der Eisenbahn in Sri Lanka vermisst. „In Sri Lanka gibt es so viele unterschiedliche Züge. Manche sind in Indien hergestellt worden, andere aus China, Japan, Kanada und viele andere Länder mehr. So hat jeder Zug einen eigenen Charakter und gibt dir ein eigenes Fahrgefühl. Es sind außerdem alles Dieselzüge. Jeder Zug klingt auch anders. Das vermisse ich ein bisschen.

Mit dem Railjet zu fahren ist immer ziemlich gleich. In meiner Heimat ist es aber immer auch ein Abenteuer, mit dem Zug zu fahren. Und es gibt viele Menschen auf der ganzen Welt, die genau dieses Abenteuer suchen und daher extra nach Sri Lanka kommen, um das zu erleben.“ schwärmt er. “Als Kind habe ich mich vor den Zügen in Sri Lanka sogar gefürchtet. Sie kamen mir riesig und laut vor. Erst als ich mit meinen Eltern einige Zugreisen unternommen habe, bin ich draufgekommen, wie toll diese Fahrzeuge sind. Mein Vater hat mir dann eine Kamera geschenkt und so hat sich das alles ergeben. So bin ich zu einem Eisenbahnenthusiast geworden.“

Bahnfilmer Poorna Yapa

© ÖBB / Posch

Same, same, but different

Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den Bahnländern Österreich und Sri Lanka, findet Poorna. „In Sri Lanka gibt es ziemlich viele Bergstrecken, ähnlich wie in Österreich. Die Briten haben in der Kolonialzeit angefangen Eisenbahntrassen zu errichten, um den Tee von den Plantagen in den Bergen zu den Häfen zu transportieren. Sri Lanka wurde damals Ceylon genannt, und der Tee heißt immer noch so. Aus dieser Zeit stammt die 24,5 Meter hohe Nine Arches Bridge auf der Zugstrecke zwischen Ella und Demodara. Das Konstrukt besteht aus 9 Bögen und ist ca. 90 Meter lang. Die Besonderheit dieser historischen Viaduktbrücke ist, dass sie ausschließlich aus Stein und Mörtel gebaut wurde. Wie ich zum ersten Mal am Semmering war, fand ich es interessant, wie ähnlich es auf mich gewirkt hat.“

Drei Semester studiert Poorna noch in Österreich. Für seine „Eisenbahnstudien“ hat er sich viel vorgenommen. Er möchte jeden Bahnhof Österreichs einen Besuch abstatten, um dort ein Video zu drehen.

Wenn sie wissen wollen, was Poorna gerade mit seiner Kamera entdeckt, besuchen sie seinen Videokanal. Unter www.youtube.com/@TrainEnthusiast finden sie seine Erkundungstouren in Österreich. Hier gibt es auch die Filme zur exotischen Eisenbanwelt Sri Lankas zu sehen.