Gleisgeschichten: Sabrina und die malerische Eisenbahn

27. 08. 2023

Eine junge Künstlerin aus St. Johann in Tirol macht sich ein besonderes Bild von der Bahn. Sie malt am liebsten Züge.

„Mein Herz gehört der Eisenbahn und der Malerei, aber mit meiner Leidenschaft bin ich ziemlich allein“, lacht die 32-Jährige und erzählt, wie sehr sie mit ihren Bildern in diversen Malereiforen aufgefallen ist: „Die meisten haben gesagt, ich soll lieber etwas Anderes malen, aber mich fasziniert die Eisenbahn. Dabei bleibe ich.“

Mit einer eigenen Mischtechnik aus Ölkreiden und Aquarellfarben gelingt es ihr, Lokomotiven, Garnituren und Züge am Skizzenblock lebendig werden zu lassen. Mindestens zwei neue Bilder entstehen so jede Woche.

Sabrinas Skizzen von Eisenbahnen sind lebensnah und man bekommt das Gefühl, direkt in die Szenerie einzutauchen. Gekonnt schafft sie es, die dynamischen Bewegungen der Züge festzuhalten. Ihre Farben sind lebendig und fangen die Stimmung des Moments perfekt ein. Die Motive gehen ihr dabei nie aus.

„Das wird einfach nie langweilig. Es gibt ja so viele verschiedene Modelle. Die 1144, die 1116, die Taurus, die Universalloks – das ist ja unendlich!“, schwärmt sie und beweist damit gleich Sachkenntnis und Fachwissen in Eisenbahnangelegenheiten. Dabei ist ihr Bahnenthusiasmus noch taufrisch.

Der Sohn bringt Sabrina auf Schiene

„Vor einem Jahr hat mein Sohn seinen fünften Geburtstag gefeiert und er wollte einen LaLok-Railjet als Geschenk. Nur war dieses Spielzeug zu dieser Zeit überall ausverkauft. Das Drama war natürlich groß. Es sind viele Tränen geflossen. Er ist nämlich ein riesen Eisenbahnfan. Da habe ich zu ihm gesagt: „Weißt du was Burli, wir malen uns jetzt einfach die ganzen Züge.“ So ist der erste Zug entstanden – ein Railjet, dann ein zweiter – und so hat das alles seinen Anfang genommen“, erzählt Sabrina, während sie bereits an einem neuen Bild arbeitet. Diesmal soll es die 1144 120 „Rupert“ werden. Die Leidenschaft für die Eisenbahn ist komplett von ihrem Sohn auf sie übergesprungen.

Lieblingsmotiv „Alpenstaubsauger“

„Die 1144 ist meine absolute Lieblingslok“, lacht sie und beginnt mit verschiedenen Rottönen den Körper der Lokomotive auszumalen. „Ich weiß, die gehört schon zum alten Eisen der ÖBB. Es ist nicht mehr das neueste Modell, aber ich weiß nicht, ich finde sie kommt einfach immer gut an. Sie hat halt ihren eigenen Scharm“, meint sie und schwärmt von der imposanten Erscheinung und vom coolen Geräusch beim Vorbeifahren, das ihr den Spitznamen „Alpenstaubsauger“ eingebracht hat.
Oft hat Sabrina diese Baureihe schon gemalt. Ihr bisheriger Favorit ist die 1144-40 im blutorangen Farbkleid.
Aber auch die Nightjet-Vectron hat es ihr angetan: „Die gefällt mir auch brutal gut, die habe ich auf Leinwand in Acryl gemalt“, und zeigt auf das Bild, das im Stiegenhaus hängt. Großformatige Bilder macht sie derzeit selten. „Bei zwei Bildern die Woche gäbe es in kurzer Zeit ein riesiges Platzproblem. Ich arbeite daher lieber kleinformatig mit meinem Skizzenbuch. Aber auch hier sind jetzt schon sechs Bücher voll mit Eisenbahnbildern und es werden noch viel mehr“, sagt sie und deutet auf den Stoß mit den bereits gefüllten Bildern am Tisch.

Zuerst ein Bild vom Bild machen

Um ihre Motive festzuhalten und auszuwählen, geht Sabrina zuerst fotografieren, um dann vom Foto ihr Bild zu malen. Manchmal fährt sie dafür an bestimmte Orte, oft aber geht sie einfach zu einem Bahnübergang wenige Meter von ihrem
Haus entfernt. Hier, vor der malerischen Kulisse des Wilden Kaisers, passt einfach alles, um ein spannendes Bild einzufangen.
Schon seit ihrer Kindheit ist sie von Transportmitteln fasziniert. Sie fuhr mit ihrem Vater mit dem Lkw bis nach Sizilien und liebte es, mit dem Zug Verwandte in der Steiermark zu besuchen. Ihre zweite Leidenschaft seit Kindestagen, die Malerei, musste sie aber fast aufgeben.

Aufgeben gibt es nicht!

„Jetzt sieht man grad wieder meinen Arm zittern“, bemerkt sie, als sie mit dem Pinsel gerade das Blau des Himmels auf das Bild auftragen will. „2018 hatte ich eine Operation. Mir wurde ein Gefäßtumor aus dem Arm entfernt und auch ein Stück des Muskels. Nach der OP konnte ich den Arm ein Jahr so gut wie gar nicht bewegen, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Ich habe immer wieder einen Pinsel in die Hand genommen und gemalt und gemalt. Es hat weh getan, aber ich habe gemalt und es hat mich auch nicht aufgehalten.“
Trotz des Handicaps ist Sabrina mittlerweile so weit, dass sie an die Öffentlichkeit gegangen ist und ihre Bilder herzeigt. Auf ihrer Facebook-Seite gibt es viele begeisterte Kommentare. Bestärkt zu diesem Schritt hat sie einmal mehr ihr mittlerweile sechsjähriger Sohn. „Er hat gesagt, Mama, Mama, das musst du herzeigen. Und er hatte wieder mal recht. Aber eigentlich male ich für ihn und auch für mich. Weil es meine Leidenschaft ist.“

Sabrina Höritzers Bilder sind auf ihrer Facebook-Seite anzuschauen. Sie postet ihre Malereien auch gerne in diverse Eisenbahnforen, wo sonst eher Fotos vorherrschen. Habt auch ihr eine große Liebe zur Eisenbahn? Dann meldet euch per Mail an: social-media@oebb.at
Vielleicht sehen wir uns in den Gleisgeschichten wieder …