Gleisgeschichten: Lukas und der Postbus
16. 07. 2022
Liebe auf den ersten Blick!
16. 07. 2022
Liebe auf den ersten Blick!
Lukas Gruber erfüllt sich seinen Kindheitstraum
Während andere Kinder davon träumen Dinosaurierforscher:in, Fußballer:in oder Youtubestar zu werden, wollte Lukas Gruber aus St.Pölten immer nur eines: Hinter dem Lenker eines Postbusses sitzen und Buslenker werden. Das war ihm schon als 5-Jähriger klar. 16 Jahre später hat er seinen Traum verwirklicht, den Busführerschein beim ersten Antritt gemeistert und ist somit Österreichs jüngster Postbuslenker. Und das sogar zum frühestmöglichen Zeitpunkt, denn in Österreich beträgt das gesetzliche Mindestalter für Buslenker:innen 21 Jahre.
Früh übt sich
„Bereits im Kindergarten wollte ich schon immer Autobuslenkerwerden. Wenn ich mit Mama im Postbus unterwegs war, bin immer ganz vorne gesessen und habe fasziniert die Fahrer:innen beobachtet“, erinnert sich Lukas an den Beginn seiner Busbegeisterung. „In der Volksschule habe ich mich dann mit dem Postbuslenker Wolfgang angefreundet. Eine Bekannte meiner Mutter hat ihn damals gefragt, ob er mich mal mitnehmen könnte auf eine Runde, weil ich ja so gern mit dem Bus fahre“, erzählt Lukas.
Aus der ersten Runde wurden unzählige Stunden, die er im Bus mitgefahren ist - und eine Freundschaft fürs Leben. „Ich durfte vorne mitfahren, später die Fahrgäste abfertigen oder Auskünfte zum Fahrplan oder den Fahrpreisen geben. Ich war sowas wie sein Co-Pilot. Mit dem Wickerl treffe ich mich bis heute oft. Schade, dass er schon in Pension ist, ich hätte mich gefreut, wenn wir als Kollegen gemeinsam gefahren wären.“
An den außergewöhnlichen Jungen mit seiner großen Liebe für den Postbus erinnert sich auch Postbuslenker Klaus Neugschwandtner: „Es war unglaublich: Lukas hat bereits als 8-Jähriger alle Fahrpläne auswendig gewusst. Ich hatte schon damals ein wenig das Gefühl, hier fährt ein kleiner Kollege mit.“
Das Steuer übernehmen
In all den Jahren gab es für Lukas keinen Zweifel an seinem Berufswunsch. „Ich habe mich von dem Ziel nie abbringen lassen. Es gab schon ein paar Leute, die gefragt haben: 'Warum willst du denn Buschauffeur werden? Mach was anderes, mach was Gescheites.' oder ähnliche Sachen“ erinnert sich Lukas an Skeptiker:innen, denen er entgegnete: "Hearst, DAS interessiert mich! Und ich muss das machen, was mich glücklich macht." Seinen Unterstüzer:innen ist er dankbar: "Umso mehr rechne ich das eigentlich den Leuten an, die mich wirklich rund um die Uhr unterstützt haben.“
Mittlerweile hat Lukas den Lenker fest im Griff und fährt auf unterschiedlichen Linien im Raum St.Pölten. Zu den Schulkindern hat er einen guten Draht, wahrscheinlich, weil er gar nicht so viel älter ist als sie, wie er meint. Und so manche ältere Fahrgäste kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn sie nachfragen, ob er nicht der kleine Bub ist, der früher immer vorne mitgefahren ist.
„Der bin ich!“, lacht Lukas und freut sich, mit seiner Erfüllung seines Traumjobs nicht nur sich selbst jeden Tag eine große Freude zu machen. Routiniert bringt er seine Fahrgäste sicher an das Ziel.