Der Opa, der Enkel und die Eisenbahn
26. 02. 2020
"Ich war, ich bin und bleibe, bis an mein Lebensende, fanatischer Eisenbahnanhänger, ein fanatischer Eisenbahnfan,“ strahlt Herbert Hoppichler, angesprochen auf seine Bahnleidenschaft.
26. 02. 2020
"Ich war, ich bin und bleibe, bis an mein Lebensende, fanatischer Eisenbahnanhänger, ein fanatischer Eisenbahnfan,“ strahlt Herbert Hoppichler, angesprochen auf seine Bahnleidenschaft.
Der 91jährige aus Zipf hat seine kindliche Begeisterung für alles, was mit Zügen, Lokomotiven und Bahnstrecken zu tun hat, bis ins hohe Alter bewahrt.
Seine Lieblingsbeschäftigung ist Zugfahren und am Bahnhof Zug schauen. Selbst wenn die Gesundheit nicht immer mitspielt, wenn es um das Thema Eisenbahn geht, sind alle Wehwehchen sofort vergessen, wundert sich auch seine Gattin Eleonore, die seit mehr als 65 Jahren mit dem Bahnenthusiasten verheiratet ist. Schon auf der Hochzeitsreise erlebte sie die erste Überraschung.
Das war im Jahr 1954. Die Hochzeitsreise ging für zwei Wochen nach Bella Italia und dann weiter an die Côte d’Azur. Endlich in Mailand angekommen, hatte Herbert aber plötzlich nur die Bahn im Sinn und eilte zum Bahnhof Milano Centrale, nachdem er seine Frau in einem Hotel abgesetzt hatte.
„Dass er so fanatisch ist, ist mir übertrieben vorgekommen“, lacht sie heute darüber und ergänzt, dass es ihm wohl noch bis heute peinlich ist. In ihrer Beziehung zur Eisenbahn ist das Ehepaar Hoppichler wie Tag und Nacht. Für sie kann eine Zugreise nicht schnell genug vorbei sein. Er liebt es mit dem Zug zu fahren und das möglichst lange.
Das Ziel ist für Herbert gar nicht so wichtig. Und so bereiste er fast das ganze Streckennetz in der Schweiz, ohne dabei viel auszusteigen. Oder er fuhr mit dem legendären „Blauen Blitz“ von Wien nach Salzburg, über die Tauernstrecke nach Kärnten und dann über die Südbahn wieder zurück nach Wien. An einem Tag. Natürlich wurden auch Urlaubspläne und Reiseziele auf Eisenbahnstrecken und Bahnhofsnähe optimiert. „Es gibt nichts schlimmeres im Urlaub, wenn es in der Nähe keinen Bahnhof gibt. Wir waren einmal in Italien, da gab es nur Wasser und der nächste Bahnhof war vierzig Kilometer entfernt. Furchtbar!“
Als Herbert, der im Berufsleben jahrzehntelang Sägewerkleiter war, schließlich in Pension ging, hatte er natürlich mehr Zeit seiner Leidenschaft nachzugehen. Und er hatte neue Verbündete: seine Enkel.
„Ich kann mich erinnern, wir waren immer gemeinsam am Bahnhof. Und du hast mich so fest gehalten, dass ich meine Finger nicht mehr spüren konnte.“ erzählt Mathias, der, seit er gehen konnte, vom Opa auf seinen Bahnhofsvisiten mitgenommen wurde.
Enkel Sebastian war auch des öfteren mit von der Partie. Nachdem er aber mit seinen Eltern für einige Zeit nach Uruguay auswanderte, war er in den entscheidenden Jahren nicht dabei, in der Opa Herbert seine ganze Bahnbegeisterung auf den kleinen Mathias übertrug.
Heute ist Sebastian ein pragmatischer Bahnfahrer. „Für mich ist die Eisenbahn faszinierend, wegen den praktischen Möglichkeiten der Fortbewegung. Ich habe mir in den letzten Jahren auch zunehmend meine Urlaubsziele danach ausgesucht, ob sie mit dem Zug zu erreichen sind. Um mit umweltfreundlichen Mitteln von A nach B zu kommen.“
Bahnreisen, Sonderzugfahrten und Bahnhofsbesuche bestimmten ihre gemeinsame Zeit.
„Ich habe mir zu Weihnachten immer nur Eisenbahngeschenke gewünscht. Alles andere habe ich links liegen gelassen. Und zum Geburtstag wollte ich als Geschenk immer nur auf den Bahnhof.“ lacht Mathias heute.
Die Leidenschaft zur Bahn ist ihm geblieben.
Neben seinem Beruf als Zahnarzt arbeitet er am Wochenende bei der Liliputhbahn im Prater als Lokführer. Wir kennen ihn schon aus der Gleisgeschichte „Der Zahnarzt mit der meisten Kohle.“ Dass er seinen „Bahnvogel“ erfolgreich weitervererbt hat, erfüllt Herbert Hoppichler mit Stolz.
Und das Mathias nicht nur Züge fährt, sondern auch Züge sammelt, schlägt ein weiteres Kapitel der Familiensaga auf. In einer Halle auf dem Sägewerksgelände abgestellt, warten die historischen Grubenloks darauf, wieder auf Schiene gebracht zu werden. Und zwar auf eine noch zu bauende Gleisanlage rund um das Haus des Opas. Aber das ist eine andere Gleisgeschichte.