Gruppenbild textile Kreislaufwirtschaft

Zweites Leben für unsere 1er-Panier

18. 03. 2025

Dienstkleidungs-Recycling: ÖBB initiieren Schulterschluss bei textiler Kreislaufwirtschaft 

Soweit, so erschreckend:  

  • Die Textilbranche gehört aufgrund eines enormen Ressourcenverbrauchs und eines bislang recht mangelhaft entwickelten Recyclings zu den größten Umweltverschmutzern weltweit.  

  • In Österreich fallen jedes Jahr rund 230.000 Tonnen Textilmüll an. Nur knapp ein Fünftel davon wird laut Umweltbundesamt recycelt oder dem Kreislauf zugeführt, der überwiegende Teil wird thermisch verwertet.  

  • In der EU werden jährlich 7 Millionen Tonnen Textilien weggeworfen. Das sind 16 Kilo pro Person

  • Nur 1 % des weltweiten Textilmülls wird zu neuer Bekleidung recycelt. 

Am 18. März ist Global Recycling Day – ein guter Tag also, um ein Zeichen gegen Textilmüll zu setzen! Was 2023 auf Initiative der ÖBB begann, ist nun offiziell: Sechs heimische Unternehmen schließen sich zusammen, um in Sachen textiler Kreislaufwirtschaft voran zu gehen, ein Zeichen zu setzen und hoffentlich Inspiration für andere Unternehmen zu sein. 

Aber der Reihe nach: Rund 31.500 Mitarbeiter:innen von Austrian Airlines, City Airport Train (CAT), ÖBB, Post und Wiener Linien tragen in ihrer täglichen Arbeit recyclingfähige Dienstkleidung. Darüber hinaus stattet SALESIANER jeden Tag tausende Personen mit Miet-Berufskleidung aus. In einem gemeinsamen Pilotprojekt geben die sechs Unternehmen diesen Uniformen jetzt nach ihrer Nutzung ein zweites Leben und führen sie einem innovativen Recyclingprozess zu. Dank gelebter Kreislaufwirtschaft können so bereits in einer Pilotphase jedes Jahr rund 50 Tonnen Textilmüll vermieden werden – das entspricht in etwa dem Gewicht von 170.000 Hemden. 

Stichwort Hemd: Neu an Bord bei den ÖBB ist ein zu 100 % recycelbares Hemd, das Bestandteil zahlreicher Dienstkleidungen ist. Die ersten Stück sind bereits in Umlauf – ihren großen Auftritt in Sachen Kreislaufwirtschaft haben die Hemden aus 100 % Baumwolle am Ende ihrer Tragedauer – wenn sie einem Recyclingprozess zugeführt werden. Wie sieht dieser aus? 

Schulterschluss im Sinne der Nachhaltigkeit

Um Textilrecycling in Österreich überhaupt effektiv und wirtschaftlich gestalten zu können, braucht es gebündelte Kräfte: Um sich zu vernetzen, aber auch um die von den recyclierenden Unternehmen benötigten Textilmengen aufzubringen, die ein Recycling überhaupt erst möglich machen.  

Die von den Unternehmen jeweils gesammelten Dienstkleidungen und Alttextilien werden an einem Standort in Niederösterreich zusammengetragen. Dort findet eine manuelle Sortierung in Güteklassen nach Faserart und Verarbeitungsform statt. Die verwertbaren Materialien werden anschließend umweltfreundlich mit der Bahn zu den Recyclingstandorten nach Deutschland und Portugal geliefert. Dort kümmern sich spezialisierte Partnerunternehmen um die mechanische Faserrückgewinnung und die Weiterverarbeitung zu neuen Garnen oder beispielsweise Füllmaterial.

Textile Kreislaufwirtschaft

Textilrevolution in Österreich

Das gemeinsame Vorgehen der sechs Unternehmen hilft nicht nur, Ressourcen zu sparen, sondern unterstützt gleichzeitig den Auf- und Ausbau der heimischen Recyclingindustrie. Als Partnerunternehmen für die Sammlung und Wiederaufbereitung der Dienstkleidungen wurde der Full-Service Dienstleister TURNS® beauftragt, der den Prozess von der Sortierung nach TURNS® Recyclingkriterien bis hin zur mechanischen Faserrückgewinnung bei den ausgewählten Recyclingpartner:innen koordiniert. Als Vorreiter im Bereich des Textil-zu-Textil Recyclings ermöglicht der so genannte TURNS faserkreislauf eine so hochwertige mechanische Faserrückgewinnung, dass ein Großteil der recycelten Fasern wieder als Garne für neue Textilien verwendet werden können. Ein kleiner Teil der entstehenden Fasern wird für Vliese oder Füllmaterial verwendet. Die Unternehmensberatung EY denkstatt übernimmt im Pilotprojekt eine zentrale Rolle als unabhängiger Nachhaltigkeitsberater und Koordinator. Ihre Aufgaben reichen von der Datenerhebung und Markterkundung bis hin zur Entwicklung eines Sammel- und Verwertungskonzeptes sowie der Begleitung der Umsetzungsphase. Zudem übernimmt EY denkstatt die Messung der Umweltauswirkungen. 

Volle Unterstützung gibt es von der ÖBB CFO Manuela Waldner: „Unser nachhaltiges Denken endet nicht beim Bau von Infrastruktur. Angesichts des enormen Ressourcenverbrauchs in der Textilherstellung ist die Wiederverwertung der ÖBB Dienstkleidung ein wichtiger Schritt, der auch den Aufbau einer textilen Kreislaufwirtschaft fördert. Für uns ist klar: Als größtes Klimaschutzunternehmen des Landes im Mobilitätsbereich gehen wir in Sachen Nachhaltigkeit gemeinsam mit anderen führenden Unternehmen voran und setzen ein starkes Zeichen.“